Die seit Ostern für den 5. Juli gebuchte Führung in der Klagenfurter Stadtpfarrkirche St. Egid war unsere letzte Aktivität vor der Sommerpause. Darin befindet sich die Ernst-Fuchs-Kapelle, die ein wahres Unikat ist. Nur Martina kannte bisher diese Sehenswürdigkeit und schwärmte davon. Aller Neugier war geweckt und wegen der Hitze war die Kühle in der Kapelle ein zusätzlicher Genuss. Maria Hartlieb hielt unsere Führung und sie erzählte uns:
Fuchs-Bild beim Eingang in die Kapelle der Pfarrkirche St. Egid
Ernst Fuchs, geboren 1930 war Einzelkind und nicht getauft. Nach dem Willen seiner katholischen Mutter und seines jüdischen Vaters sollte er selbst über seine Religionszugehörigkeit entscheiden. Nationalsozialismus, Emigration des Vaters, antisemitischen Anfeindungen „forderten“ seine Deportation. Eine formelle Scheidung der Eltern und röm.-kath. Taufe verhinderte dies - Gottseidank. Für den Namen wählte der erst 12-jährige Ernst noch Peter Paul, die er von seinem Lieblingsmaler Rubens übernahm. In diesem Alter erhielt Fuchs bereits Zeichen- und Malunterricht. Dem folgten Studium der bildenden Künste in Wien, Ausstellungen in Paris (übersiedelte 1950), Reisen in die USA, Italien, Spanien, England und ein längerer Aufenthalt im Kloster am Berg Zion (Israel). Hier galt sein Interesse der Ikonenmalerei, bevor er 1962 wieder zurück in Wien eine Professur erhielt.
Die Stadtpfarrkirche St. Egid in Klagenfurt sollte durch neuen Glanz erstrahlen. Persönlichkeiten aus Politik und Religion kannten Fuchs und dessen Arbeiten, schlugen ihn dafür vor. Es scheiterte an Fuchs Honorarforderung.
Doch viele Jahre später machte Fuchs selbst ein Angebot. Er wolle, nur für Kost, Quartier und Material künstlerisch tätig werden. Welch eine Freude! Jeder nahm an, dass das Kunstwerk „bald“ fertiggestellt sei. Das war aber ein Irrtum! Erst am 30. Jänner 1991 begann Ernst Fuchs mit seinen Arbeiten „Die Apokalypse nach Johannes“. Jährlich malte er zwei bis drei Monate in Klagenfurt. Bilder mit kräftigen Farben sind die Kennzeichen Fuchs und bewirken durch die Lasurmalerei eine räumliche Tiefenwirkung.
Das Sprichwort. „Gut Ding brauche Weile“ hat bezüglich der Fuchs-Kapelle 100% Gültigkeit. Während seiner Schaffenszeit von ganzen 20 Jahren führte Fuchs zum besseren Verständnis viele Gespräche mit Religionswissenschaftlern und Theologen. So wurden in der 160 Quadratmeter großen, mit fantastischen Farben ausgestatteten Kapelle auch biblische Bilder durch zeitgenössische ergänzt und in Beziehung gebracht. Daher schweben ein Satellit, ein Astronaut, ein Kampfflugzeug, während der Weltuntergang mit dem Untergang der Titanic zu sehen ist.
Diese Farben, Ausdruckskraft, Details, Wucht und Feinheit erstaunen zugleich. Welches Können gepaart mit Weitblick hatte dieser Künstler? Wir waren sprachlos. Ein Jeder suchte in den Bildern nach „Verborgenem“ und wurde seiner Meinung auch manchmal fündig. Ja in Jedem von uns steckt eben ein Künstler.
Nach diesem überwältigenden Eindrücken wurde der Turm der Stadtpfarrkirche mit seinen „wenigen“ Stufen erklommen. Hier oben nahmen die Augen nicht nur die Weite sondern auch andere uns gewohnte, wohltuende Farben der Umgebung wahr. Danach setzten wir uns noch im Gastgarten zusammen und beendeten am Alten Platz mit Eis dieses tolle SHG-Treffen.
Wir hoffen, dass alle Leserinnen und Lesern einen angenehmen und unfallfreien Sommer erlebt haben und freuen uns auf unser nächstes Wiedersehen. Bitte dafür den 4. Oktober 2019, um 14.00 Uhr in der Praxis von Mag. A. Fahlböck, Widmanng. 43, in Villach freihalten.
Mag. Martina Bergner, Wernberg, Terlach
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