Dänemark 2002

Jütland und Kopenhagen 200

Programm

Montag, 29. Juli 2002
Flug von Wien nach Amsterdam

Dienstag, 30. Juli 2002
Weiterflug von Amsterdam nach Kopenhagen
Busfahrt nach Vildbjerg in Jütland
Abendfest mit dän. Volkstanzgruppe + franz. Sketches

Mittwoch, 31. Juli 2002
Sport: Segelboot, Kanufahren, Segelfliegen, Golf + Bowling

Donnerstag, 1. August 2002
Rundfahrt zur Westküste und Florden
Abschlussfeier mit Diavortrag über Graz und Wien

Freitag, 2. August 2002
Rückfahrt über Legoland nach Kopenhagen

Samstag, 3. August 2002
Shopping
Bootsrundfahrt durch die Kanäle
Vergnügungspark „Tivoli“ mit Feuerwerk um Mitternacht

Sonntag, 4. August 2002
Ausbildungskaserne der Wachgarde
Wachablöse vor Schloss Amalienborg
„Freistadt“ Christiania
Ny Carlsberg Glyptothek
Abschlussparty

Montag, 5. August 2002
Abschlussfeier im Rathaus
Rückflug nach Wien

Tagebuch

Brain Injured an Families (BIF)
(Hirnverletzte und Familien)

Youth Sports Event in Dänemark
(Jugend Sport Veranstaltung)

vom 29. Juli bis 5. August 2002
von und mit Sigrid Kundela

Montag, 29. Juli 2002

Brain Injured and Families (BIF), die „Europäische Vereinigung von Schädel-Hirn-Verletzten und deren Familien“ veranstaltete im Sommer 2002 ein Treffen von jungen Leuten mit dieser Verletzung. Vertreter aus Dänemark hatten sich bereit erklärt, diese Veranstaltung unter dem Thema „Sport“ abzuhalten. Dabei sollten alle Teilnehmer verschiedene Sportarten ausprobieren können.

Österreich wurde dabei von vier mutigen Pionieren vertreten. Alexander Fink (Alex) aus Heiligen Kreuz (Stmk) war von uns allen am schwersten behindert. Er hatte vor 13 Jahren bei einem Verkehrsunfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten und ist beim Gehen immer noch auf seinen Stock angewiesen. Gerhard Bürscher kommt aus Graz und war vor bereits 20 Jahren Opfer eines Verkehrsunfalls. Körperlich ist ihm keine Verletzung anzusehen, nur seine physische Belastbarkeit ist weitgehend eingeschränkt, was sich durch Ermüdgungserscheinungen mehrmals am Tag bemerkbar macht. Ralf Möller stammt aus Wien und hatte vor fünf Jahren einen schweren Unfall mit seinem Motorrad. Seither hat er beim Gehen immer noch Probleme. Ich, Sigrid Kundela, hatte vor zehn Jahren auch einen Verkehrsunfall. Seither ist meine Sehfähigkeit ziemlich eingeschränkt und größere Anstrengung mir nicht mehr zumutbar.

Reisefertig holte ich mit meinem Vater als Chauffeur, Ralf von daheim ab. Danach erwarteten wir um 12.01 Uhr Alexander und Gerhard von ihrer Fahrt aus Graz am Wiener Südbahnhof.

Bereits um 13.00 Uhr am Flughafen Wien-Schwechat angekommen, mussten wir bis 14.20 Uhr zum Check-in warten. Nach der Passkontrolle und dem Boarding dauerte es aufgrund technischer Probleme unserer Maschine eine Stunde bis zur Starterlaubnis. Dadurch verspätete sich unsere Landung in Amsterdam und der Anschlussflug nach Kopenhagen war demnach bereits abgeflogen. Um Alex die Fortbewegung zu erleichtern, wurden wir mit einem Flughafentaxi zum Hotelbus gebracht. Mit diesem Fuhren wir dann zum Hotel Mercure, wo wir auf Kosten der Fluglinie KLM Übernachtung und zwei Mahlzeiten gratis erhielten. Das Hotel war erstklassig und wer mit wem im Doppelzimmer geschlafen hat, wird nicht verraten!

Dienstag, 30. Juli 2002

Leider waren die Shuttlebusse zum Flughafen überfüllt. So ließen wir uns mit einem Taxi pünktlich und auch bequemer chauffieren. Die Kosten von € 17,40 bekam ich dann in Wien nach Vorlage eines Flugtickets rückerstattet.

Wir landeten pünktlich um 11.30 Uhr in Kopenhagen, nur das Gepäck von Gerhard und Alex ging bei diesem Flug leider verloren. Am Schalter für „Missing luggage“ über eine Stunde festgehalten, war es bereits 14.00 Uhr bis wir die beiden Dänen Niels-Anton Svendsen, ein Leiter dieser Veranstaltung und seinen behinderten Sohn Asger begrüßen konnten. Vor der Abfahrt meldete Ralf noch am Flughafenschalter, dass er seine Jacke im Hotel vergessen hatte, welche er letztendlich leider nicht mehr zurück bekam.

Nun wurden wir von Niels-Anton mit seinem kleinen Bus über zwei große Brücken nach Jütland gebracht. Der Veranstaltungsort Vildbjerg war 400 km von Kopenhagen entfernt. So kamen wir erst um 18.00 Uhr im Aufenthaltsgelände an. Für diesen Abend war ein Beitrag zur Präsentation des eigenen Landes vorgesehen. Da mit Dänemark, Frankreich und Österreich nur drei Länder vertreten waren, erschien uns das nicht wirklich abendfüllend. Dennoch stellten die Dänen ihr Land durch eine Volkstanzgruppe bei einem Grillfest im Freien beschwingt vor. Gerhard war davon so begeistert, dass er dabei alleine im Hintergrund mittanzte. Danach wurden wir in den großen Festsaal gebeten, wo wir mit Begleitung am Keyboard ein Lied in dänischer und englischer Sprache sangen. Danach zeigten die Franzosen zwei pantomimische Sketches, die Hilfe für Behinderte zum Inhalt hatten. In einem gemeinsamen Abschlusstanz konnten wir unsere Zusammengehörigkeit zum Ausdruck bringen. Schließlich erklärte Elgar Gade, der Organisator in Vildbjerg, noch das Program für den nächsten Tag und wünschte allen eine gute Nacht. Wer wollte, konnte zu Popmusik noch eine Weile weitertanzen. Ich zahlte währenddessen bei Kim Brinklrv, dem Leiter der Veranstaltung, unseren Teilnahmebeitrag und vereinbarte mit Elgar, unseren Diavortrag zur Präsentation unseres Landes am Donnerstag abzuhalten. Danach fiel – zumindest ich – todmüde ins Bett.

Mittwoch, 31. Juli 2002

8.00 Uhr Frühstück. Sporttag für die Österreicher. Ralf kam mir an diesem Morgen barfuss entgegen, da er am Abend zuvor vollständig bekleidet in den Swimming Pool gefallen war. Leider hatte er kein zweites Paar Schuhe in Reserve. Glücklicherweise hatte Gerhard ein zweites Paar Turnschuhe dabei. Ralfs Geld war bei diesem Sturz in den Pool natürlich nass geworden und sein Handy funktionierte leider auch nicht mehr.

Nach einem Anruf von Niels-Anton am Flughafen teilte man uns mit, dass der Computer der Fluglinie leider defekt war und es nach wie vor fraglich war, wo sich Koffer und Tasche der beiden Steirer befand.

Um 9.15 Uhr fuhren wir dann zu den ersten sportlichen Aktivitäten an einen nahegelegenen See. Ralf, Gerhard und ich, versuchten uns im kleinen Segelboot. Zunächst bekamen wir alle eine Schwimmweste umgebunden. Zuerst wurde Ralf alleine in dieses Boot gesetzt. Der Segellehrer zeigte uns, wie wir mit den Händen das Steuerruder betätigen konnten. Dann wurde Ralf mit einem Motorboot hinaus auf den See gezogen, wo er versuchte zwischen den angegebenen Wendepunkten herumzusegeln. Danach wurden Gerhard und ich mit je einem eigenen Boot auf den See hinausgezogen. Gerhard und Ralf verfuhren sich leider ziemlich bald und wurden mit dem Motorboot zum Hafen zurückgebracht. Ich segelte zwischen den beiden Begrenzungsbällen hin und her und dachte, dass mich der Chef nach einiger Zeit zurückholen würde. Aber erst nach gut zwei Stunden rief er mir aus der Ferne zu: „Your time is over now.“ Erstaunlicherweise schaffte ich es dann selbst zum Hafen zurückzusegeln.

Alex war währenddessen bei den Kanubootfahrern gelandet. Zehn Minuten reichten beim Rudern aus, dass seine Hose im Gesäßbereich ziemlich nass wurde. Ersatzhose hatte leider niemand mitgenommen. So setzte ich ihn auf Servietten und wechselte die immer wieder nass gewordene Unterlage mit neuen, trockenen Tüchern.

Nach einem Sandwich zum Mittagessen fuhr ich dann mit Alex zu den Segelfliegern. Ralf und Gerhard waren schon länger dort, mussten aufgrund ihrer Startnummern aber trotzdem noch eine Weile zuwarten. Auch hier war Ralf der erste Starter. Mit einem umgebundenen Fallschirm wurde er hinter den Piloten in den Segelflieger gesetzt. Nach einer Weile wurde seine Maschine mit einem Seilzug in die Höhe gezogen. Als nächstes wurde Gerhard in einen Flieger gesetzt. Nach etwa zehn Minuten landete Ralf bereits wieder und aufgrund seiner üblichen blassen Gesichtsfarbe fiel nicht auf, wie gut oder schlecht es ihm eigentlich ging. Ich war dann als Nächste an der Reihe und übergab Ralf meinen Fotoapparat zum Weiterknipsen. Ich hatte mir das Segelfliegen viel eindrucksvoller vorgestellt und war glücklich, dass auch ich nach rund zehn Minuten mit Hilfe des Piloten wieder wohlbehalten auf der Erde war und nicht mehr durch Windböen nach links oder rechts gebeutelt wurde. Gerhard lag mittlerweile ausgestreckt am Boden und wartete, dass sein aufgekommenes, mulmiges Gefühl im Magen bald wieder verschwinden würde. Auch Alex hatte durch diesen Flug keine neue Lieblingssportart entdeckt. Wir alle waren froh, wieder festen Boden unter unseren Beinen zu spüren.

Danach fuhren wir auf einen Golfplatz. Zuerst lernten wir mit Schlägern das richtige Einlochen der Bälle, ähnlich wie beim Minigolf. Dabei wählte der Golflehrer die seiner Meinung nach besten drei Spieler für den „Wettkampf“ heraus, zwei Franzosen und ich nahmen letztendlich als „Golfasse“ daran teil. Erstaunlicherweise schaffte ich als Einzige von uns Dreien, die drei vorgegebenen Bälle mit nur sechs Schlägen einzulochen. Dann gingen wir zum Weitschussgelände. Dort wurde uns erklärt, wie man einen Golfball richtig in die Ferne schießen kann. Ich meldete mich gleich als erste „Versuchskandidatin“ an und konnte wie auch Gerhard den Ball weit wegschießen. Bei der Verabschiedung erhielt ich dann als Preis eine Tafel Schokolade, die ich an alle Mitspieler verteilte.

Nach dem Nachtmahl fuhren wir in eine große Bowlinghalle, wo jeder seine Künste mit den schweren, rollenden Kugeln versuchen konnte. Nur Ralf blieb mit einem untertags erlittenen Sonnenstich erschöpft in der Herberge zurück. Von Niels-Anton erfuhren wird noch, dass man das Gepäck von Alex und Gerhard endlich gefunden hatte. Es befindet sich allerdings immer noch am Flughafen in Kopenhagen und würde erst am nächsten Tag nach Vildbjerg zugestellt werden.

Donnerstag, 1. August 2002

Um 9.00 Uhr begann unsere Rundfahrt zur Westküste entlang der Fjorde und wieder zurück nach Vildbjerg. Auf deutsch übersetzt heißt dieser Ort „wilder Berg“, nur waren diese Erhebungen in der ganzen Gegend nirgends zu entdecken. Bei unserer Rundfahrt kamen wir mit dem Bus zu einer Windmühlenfabrik. Hierorts standen auch viele Windmühlen zur Energiegewinnung.

Gegen 17.00 Uhr waren wir wieder daheim. Auch das Gepäck unserer Steirer war endlich angekommen. Da am nächsten Tag bereits die Rückfahrt geplant war, mussten die beiden Burschen ihre Koffer gar nicht mehr auspacken bzw. ersparten sich somit das Wiedereinpacken. Gerhard bekam damit endlich auch die Videokamera seines Vaters in die Hände. Doch um damit unsere sportlichen Szenen dokumentarisch festhalten zu können, war es leider schon zu spät.

Zur Abschlussfeier in Vildbjerg gab es ein Gala-Diner serviert von Freunden aus dem Lions Club. In der Pause zwischen Vor- und Hauptspeise zeigten wir unsere Dias aus Graz und Wien. Dabei hatten wir unsere Österreich-T-Shirts angezogen. Sämtliche witzige Bemerkungen über unser eigenes Land fanden allgemein Gefallen. So brachte ich mit dem Hinweis, dass mit der Statue von Pallas Athene, der griechischen Göttin der Weisheit, vor dem Parlament die Weisheit scheinbar leider vor und nicht in dem Gebäude sei, alle Leute zum Lachen. Wie erhielten viel Anerkennung für unseren Vortrag – in englischer Sprache – und alle waren erfreut, eine eigenen Betrachtungsweise von Österreichern über ihr Heimatland gehört zu haben. Nach dem Essen gab es Countrymusic von einem Dänen, wo bei vielen bekannten Lieder mitgesungen wurde. Danach konnten alle Teilnehmer noch bis Mitternacht zu Discomusik tanzen.

Freitag, 2. August 2002

n der Früh bekam ich von Kim die vier „Diploma“ = Urkunde für alle österreichischen Teilnehmer überreicht. Da er sich mit der richtigen Schreibweise unserer Namen nicht ganz sicher war, werden die Diplome von mir richtig ausgefüllt und bei unserem Treffen mit Berichterstattung über unsere Reise nach Dänemark am Freitag, dem 4. Oktober 2002 in Graz und am Sonntag, dem 13. Oktober 2002 in Wien überreicht.

Leider regnete es bei unserer Rückfahrt nach Kopenhagen. Bei dem Besuch im Legoland wurden Sandwiches an uns verteilt. Ich kümmerte mich um dünne Regenmäntel für unsere Teilnehmer, damit wir bei unserer selbständigen Besichtigungstour nicht ganz nass wurden. Alex und ich hatten bei unserer Fahrt auf den Aussichtsturm der Anlage einen guten Überblick über Legoland bekommen.

Während der Weiterfahrt im Bus saß ich neben Gérard Gueneau, dem Generalsekretär von BIF. Er wollte gerne mehr über Österreich, unsere Gruppe und unseren Obmann Dr. Nikolaus Steinhoff wissen. Auch von meinen Meinungen, Ideen und Verbesserungsvorschlägen wollte er gerne mehr erfahren. Es war sehr erfreulich zu erfahren, auf wie viel Zusammenarbeit bei der Arbeit von BIF Wert gelegt wird.

Bei der Jugendherberge „Danshostel“ in Kopenhagen angekommen, gab es in der Kantine ein ausreichendes, dreigängiges Nachtmahl. Nach der Zimmereinteilung stand uns der Abend zur freien Verfügung. Da es aber regnete, setzten wir uns mit meinem Baedeker-Reiseführer von Kopenhagen zusammen und gingen bald schlafen. Nur Gerhard informierte sich noch eine Weile im Internet – möchte gar nicht wissen, wie viel diese Surferei für ihn gekostet hat.

Samstag, 3. August 2002

Nach dem Frühstück wurde der Tagesplan beschlossen. Um 11.30 Uhr wurden dann alle Teilnehmer zum Shopping in die Stadt gebracht. Gerhard lud Alex und mich zu einer frisch gebackenen Waffel ein. Ralf war vorübergehend leider verloren gegangen. Dann wurden wir auf eine Rundfahrt mit einem Boot durch die Kanäle der Stadt eingeladen. Leicht verständlich erklärte die Führerin auf dänisch, französisch und auch auf deutsch alle Sehenswürdigkeiten. Während dieser Bootsfahrt fand auch unser Mittagessen statt. Danach fuhren wir alle zum Ausruhen in die Jugendherberge zurück. Dort unterhielt ich mich ausführlich mit Niels-Anton über alle möglichen Probleme, über mögliche Besserungsvorschläge und neue Ideen. Das Nachtmahl fand im türkischen Selbstbedienungsrestaurant „Ankara“ statt. Danach erhielten alle ein Armband mit der Telefonnummer von Niels-Anton und Henrik Ziehrer, einem selbst SHT-Betroffenen und dadurch für uns einzigartigen Reiseführer. Unter dieser Nummer hätten wir für den kommenden Abend bei Problemen ihre Hilfe anfordern können. Gestärkt gingen wir dann zu Fuß in den „Tivoli“. Beim Eintritt in diesen Vergnügungspark erhielt jeder eine Schleife für das Handgelenk. Diese ermöglichte uns damit bargeldlos die Benützung sämtlicher Anlagen und dortigen Veranstaltungen. Danach begaben wir uns zur großen Freilichtbühne, wo eine Vorstellung mit der verschiedenen Attraktionen stattfand. Eindrucksvoll war vor allem ein Artist, der mit Saugnäpfen an seinen Schuhen verkehrt am Gebäudegerüst herumging. Danach amüsierten wir uns bei einer Vorführung des Pantomimetheaters. Durch die Gesten der Darsteller war das Stück für uns alle leicht zu verstehen. Danach gingen Ralf und Gerhard leider verloren. So setzte ich mich mit Alex zu Kaffee und Tee in ein nobles Lokal. Dort plauderten wir dann über unsere Zeit vor und nach dem Unfall. Dabei verging die Zeit so schnell, dass wir bald Richtung Ausgang marschierten und dabei die beiden „verlorengegangenen Kollegen“ wiederfanden. Nach dem mitternächtlichen Feuerwerk brachte uns der Bus wieder zurück in die Herberge. Erst um 1.00 Uhr in der Früh fielen wir müde ins Bett.

Sonntag, 4. August 2002

Am Vormittag besichtigten wir die Kaserne zur Ausbildung der Wachgarde. Lustig sah das Bürsten der bereits aufgesetzten Bärenmützen aus. Während einige Soldaten im Gleichschritt das Gelände verließen, wurden alle Gäste zum Wachwechsel der Garde mit dem Bus nach Schloss Amalienborg gebracht. Danach Mittagessen am Rand der „Freistadt Christiania“. Seit 1971 leben in diesem, damals stillgelegten Kasernengelände alternative Leute und Hippies. Beim anschließenden Spaziergang durch dieses Gelände kam ich ganz schön ins Schwitzen. Die Gruppe ging für Alex viel zu schnell. So lief ich rasch voran, um dem Reiseleiter einzubremsen und kam dann nochmals zurück, um unseren zurückliegenden Freunden den richtigen Weg zu zeigen.

Danach fuhren wir mit dem Bus  an der Meerjungfrau, dem Wahrzeichen Kopenhagens, vorbei. Ein kleines Denkmal, das um diese touristenreiche Jahreszeit stets von Besuchern umarmt wird.

Am Nachmittag gab es dann freie Zeit zur  Besichtigung der Ny Carlsberg Glyptothek. Am Abend stand eine Abschlussfeier am Programm. Niels-Anton hatte selbst ein Lamm für uns gegrillt. Nach dem Essen saß ich mit ihm beisammen und erfuhr von den Folgen eines Herzinfarktes seines Sohnes Asger. Zur Entlastung seiner Frau Hanne hatte er Asger bei der Fahrt nach Jütland mitgenommen. Für Niels-Anton und seine Frau war es keine Frage, Asger aufgrund seiner Krankheit nach Hause zu nehmen. Dort konnte er sich dann von den Folgen seines Herzstillstandes richtig gut erholen, nur mit seinem Gedächtnis hat er immer noch Probleme. Danach unterhielt ich mich noch mit dem Veranstaltungsleiter Kim über Dr. Steinhoff´s Versuch der „Telemedizin“. Eine Idee, die scheinbar auch in Dänemark praktiziert wird. Kim ersuchte um Erfahrungsaustausch mit Dr. Steinhoff, denn auch damit kann sich jeder kleine Hinweis als nützlich erweisen. Währenddessen tanzten Ralf und Gerhard zu rhythmischer Musik. Bei der Rückkehr in die Herberge mussten wir noch eine Weile auf die letzte  Rückreiseinfo von Henrik warten. Dabei erzählte Gerhard von seinen vielen Pokalen, die er bei der Behindertenolympiade in den verschiedensten Sportarten schon gewonnen hatte. Für ihn war nur ein Tag aktiver Sport freilich viel zu wenig anstrengend und man konnte ihm versichern, dass er bald daheim wieder genug Zeit für Bewegung haben wird.

Montag, 5. August 2002

Für die Abschiedsfeier im Rathaus stand nur mehr eine halbe Stunde Zeit zur Verfügung, da die Franzosen bald Abflugzeit hatten. Nach kurzer Ansprache des Gesundheits-Senatspräsidenten gab es noch rasche Dankesworte aller Gruppenleiter. Am Flughafen verabschiedete man sich von allen Teilnehmern mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Abflug, Umsteigen in Amsterdam und Landung in Wien klappten bei unserem Rückflug problemlos. Nur der Koffer von Ralf war noch nicht angekommen … aber was konnte uns noch erschüttern?

Vielen Dank, dass die SHGs aus Graz und Wien die Kosten für unsere Teilnehmer dafür gänzlich übernommen hatten. Ohne deren Unterstützung hätten es sich alle Teilnehmer finanziell nicht leisten können. Welch ein Glück, dass wir unsere abgeschlossene Reisekrankenversicherung nicht gebraucht hatten und gesund wieder daheim angekommen sind.

Danach …

… schrieb ich dieses Tagebuch zur Erinnerung für die Teilnehmer und als Information für jene, die gerne mehr über diese Reise erfahren wollen. Nachdem Alexander Fink und diese Veranstaltung schon am Montag, dem 29. Juli 2002, in ORF 2 in der Sendung „Willkommen Österreich“ vorgestellt wurden, brachte man am darauffolgenden Mittwoch, dem 7. August 2002, einen Beitrag über mich und mit mir live in dieser Sendung. Danach bedankte sich auch der Moderator Peter Tichatschek für mein Kommen und wünschte mir und auch unseren SHT-Gruppen alles Gute für die Zukunft. Dieser Beitrag war gleichzeitig auch Werbung für unsere Selbsthilfegruppen, denn gleich danach meldeten sich einige neue Interessenten bei unserem Info-Handy.

 

Weiters schrieb ich unsere Verbesserungsvorschläge für eine neuerliche derartige Veranstaltung zusammen. Mit diesen Hinweisen kann Österreich sicher in guter Verbindung mit der europäischen Vereinigung BIF bleiben und somit auch auf deren Unterstützung hoffen.

 

BIF wurde übrigens Mitglied beim European Disability Forum (EDF) in der EU. Unser Land ist durch Dr. Nikolaus Steinhoff ebenso in der BIF vertreten wie Frankreich, Dänemark, Schweden, Niederlande, Belgien, Deutschland, Schweiz, Italien, Großbritannien, Irland und Spanien. Zweimal im Jahr kommt es zu einem Treffen mit Besprechungen unterschiedlicher Themen der Landesvertreter. Die Kosten dafür trägt jeder Teilnehmer selbst.

Wir hoffen, dass beim nächsten geplanten BIF-Treffen im Oktober 2002 in Dublin (Irland) sich ein Land für die Durchführung eines nächsten BIF Events bereit erklären wird. Denn nur so werden wir unsere Zusammenarbeit verstärken können. Unsere Besserungsvorschläge werden wir auch an Gérard Gueneau, dem Generalsekretär von BIF weiterleiten. Vielleicht könnten auch andere Schwerpunkte wie Musik, Theater oder Kultur gesetzt werden. Hauptsache ist, dass bei solchen Treffen vor allem die betroffenen SHT-Menschen aus den Teilnehmerstaaten ihre Erfahrungen austauschen und sich dabei ihre Lebenssituation verbessern können.